Wenn man sich ein wenig intensiver umschaut, stellt man fest, dass es seit geraumer Zeit eine immer intensivere Auseinandersetzung gerade von Kognitionsforschern und Sozialpsychologen mit dem Phänomen „Erzählen“ gibt.
Ein interessantes Beispiel ist Fritz Breithaupt, Professor an der Indiana University, der einiges zum Thema „Empathie“ veröffentlicht hat und wohl auf diesem Wege auch (zwangsläufgig möchte man sagen) auf das Erzählen gestoßen ist.
In seinem Buch „Kultur der Ausrede“ (2001 bei Suhrkamp als Taschenbuch erschienen) stellt Breithaupt die steile These auf, dass von Anbeginn an das Erfinden von Ausreden Anlass und Treiber des Erzählens ist. Adam muss eine Geschichte erfinden, um vor Gott zu rechtfertigen, warum er verbotener Weise in den Apfel gebissen hat. Botschaft: Ich kann eigentlich nichts dafür, da kam meine Frau und hat mich überredet, die wurde aber auch von der Schlange…
Was auf den ersten Blick etwas monomanisch anmutet, entpuppt sich aber im Verlauf von Breithaupts Argumentationen als fruchtbarer Denkanstoss, um Grundlegendes über das Erzählen darzulegen.
Genau wie der Sozialpsychologe Jérôme Bruner belegt Breithaupt dabei, dass es das Erzählen – und das dahinter liegende narrative Denken – ist, das den menschlichen Möglichkeitssinn schult und zur Entfaltung bringt:

Das narrative Denken verweigert sich der Reduktion eines Berichts auf die plausibelste kausale Abfolge. Stets erkennt es eine andere Möglichkeit.

(S.43)

wird fortgesetzt

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