Wo von „Storytelling“ die Rede ist, da wird gerne auch von „Dekonstruktion“ gesprochen: Frank Wilhelmy hat in der Diskussion zu seinem hier besprochenen Vortrag bei der Heinrich Böll Stiftung in der Diskussion – übrigens grundsätzlich zu Recht – darauf hingewiesen, dass da, wo Storytelling als Kommunikationstool wichtig ist (oder werden wird), die Beobachtung der Storys der Gegner bzw. Konkurrenten und deren „Dekonstruktion“ ebenfalls an Bedeutung gewinnen wird.
„Dekonstruktion“ – ein Placebo-Begriff
Nun scheint mir allerdings „Dekonstruktion“ einer von jenen Begriffen, die von manchen Rednern gerne als Placebos verwendet werden, welche vornehmlich Konsensangebote jenseits der inhaltlich-argumentativen Ebene des Textes darstellen: Verbrüderungsofferten nach dem Modell „Sie-wissen-schon-was-ich-meine-schließlich-sind-wir-alle-schlaue-Kerlchen-nech!“. Falls man seine Zuhörerschaft richtig eingeschätzt hat, fällt das Publikum mehrheitlich gerne drauf rein. Im Ergebnis entsteht ein Wir-Gefühl zwischen Menschen, die nicht aus-gebildet genug sind, als dass sie sich den eigenen Status als Gebildete gegenseitig nicht immer wieder bestätigen müssten.
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